7. Etappe: Karlsbad - Louny = 96 km
Die heutige Etappe sollte eigentlich eine Flussetappe sein. Soviel zu der Theorie. Auf der Karte verlief der Weg auch meis-tens an der Eger, nur dummerweise auch mal 400 Meter über dem Fluss! Es war die reinste Achterbahnfahrt. Ich hatte am Ende sogar mehr Höhenmeter zusam-mengeradelt, als am Vortag über das Erzgebirge!
Und hab ich auf der Fahrt nach Karlsbad noch die schönen Fahrradwege gelobt, war davon jetzt nichts mehr zu sehen. Die Wege erinnerten mich wieder stark an denen, die ich bereits im nahen Osten ertragen musste! Einmal musste ich so-gar 3 km schieben, da ging nichts mehr. Aus lauter Frust, habe ich noch nicht einmal mehr Fotos von der Katastrophe gemacht.
Die schöne Fahrradkarte von Tschechi-en, hat sich nachträglich doch als Flopp herrausgestellt. Zum Wandern bestimmt geeignet, aber für Fahrradtouren nicht zu gebrauchen. Von nun an habe ich impro-visiert, und bin nur noch feste Strassen gefahren. Gegen 17:00 Uhr habe ich dann die Unterkunft in Louny erreicht.
Eine tolle Stadt, hat mir sehr gut gefal-len. Und günstig war es auch! Ich habe in einem Irish Pub ge-gessen. Für einen großen Grillteller mit Salat und zwei Bier, habe ich umgerechnet 9.- Euro bezahlt. Sehr lecker. Das Hotel war auch sehr schön, mit toller Aussicht auf den Sonnenuntergang.
8. Etappe: Louny - Prag = 80 km
Start frei, zur letzten Etappe! Eigentlich wollte ich heute ganz entspannt nach Prag radeln. Doch die 80 km hatten es noch mal in sich. Gleich zum Anfang, das gleiche Bild wie immer! Ich musste erst mal einen Berg hinaufradeln, fast 500 Meter hoch. Da ist man dann sofort auf Temperatur und leider auch schon durch-geschwitzt.
Nach der Abfahrt ging es dann gleich wieder rauf auf den nächsten Berg. Und das ging dann immer so weiter! Da spürt man dann langsam die vorherigen schwerren Etappen.
Ich kann mich da gerne wiederholen, ab-er die Tour über den Großglockner nach Toblach, war weniger schwer! Theore-tisch hätte ich heute wieder einige spezi-elle Fahrradwege fahren sollen. Aber aus den Erfahrungen der letzten Tage, bin ich diese wieder auf guten Strassen umfah-ren. In Höhe der Stadt Kladno, bin ich dann auf einen gut ausgebauten Fahrrad-weg gestossen. Leider nur für einige Kilo-meter, da dieser nicht nach Prag führte. Warum auch nach Prag, da kann man ja lieber auf der Strasse fahren.
Irgendwann sah ich dann eine Schild, wo drauf stand, Prag 24 km! Da stieg meine Motivation wieder stark an. Das Wetter war mittlerweile auch schön, endlich mal Temperaturen über 20 Grad! Dann sah ich aus der Ferne den Flughafen von Prag, der nicht sehr weit von der Stadt entfernt liegt. Jetzt noch drei Kilometer bis zur Stadtgrenze.
Und dann tauchte es auf, das Ortsschild von Prag! Leute, ich war so glücklich!!! Die erste Hauptstadt, die ich mit dem Fahrrad erobert habe! Das war schon ein tolles Gefühl und ich musste mich erst einmal bei meinem Fahrrad bedanken, dass es mich trotz der Folterwege, ohne Panne hierher gebracht hat. Irre!!!
Prag ist eine sehr schöne Stadt, soviel steht fest. Aber es ist ein richtiges Tou-risten-Moloch! Selten habe ich soviele Menschen auf einen Fleck gesehen. Man muss auch gewaltig aufpassen, dass einem die Wertsachen nicht geklaut wer-den. Besonders gut hat mir die Prager Burg gefallen, eine der größten der Welt. Von hier aus hat man einen fantastischen Ausblick auf Prag. Die Karlsbrücke fand ich jetzt nicht so weltbewegend. Eine alte Steinbrücke halt. Meiner Meinung nach, reichen zwei Tage für Prag völlig aus. Ausser man interessiert sich für Museen und Ausstellungen. Dann sollte man eine Woche einplanen.
Tja, was soll ich jetzt sagen? Am Ende war es sicherlich noch eine versöhnliche Tour, trotz einiger Unwegsamkeiten.
Insgesamt bin ich in acht Tagen 742 km gefahren. Auf jeden Fall war es die schwerste Tour, die ich je gefahren bin. Die Etappen 2, 3 und 4, hätten mich fast zur Aufgabe gezwungen, so schlecht waren die Wege.
Okay, ich muss jetzt dazu sagen, wenn man täglich 40-50 km fährt, kann man das machen. Aber bei 100 km und mehr, geht es einfach nicht, da reicht die Zeit kaum aus. Lt. meinem Kartenmaterial, waren die meisten Wege als gut befahrbar gekennzeichnet. Da kann ich mir nicht vorwerfen, ich hätte es nicht genau genug geplant. Aber die Realität sah eben anders aus.
Ich habe mich ja auch durchgekämpft! Eine Erfahrung, die ich nicht vergessen werde! Sehr gut gefallen hat mir die Stadt Naumburg, dummerweise kannte ich diese Stadt schon. Von Eisleben und Gera hätte ich mir etwas mehr erwartet.
Schön war die Etappe durch das Erzge-birge. Mit der Fahrt über die Grenze und dem Zielort Karlsbad, sicherlich die spek-takulärste Etappe. Die Etappe nach Louny war zwar total anstrengend und teilweise nicht befahrbar, aber die Land-schaft mit dem Erzgebirge im Hinter-grund, war schon klasse.
Ausserdem war es mal interessant, in ein nicht deutschsprachiges Land zu fahren. Dazu noch ein ehemaliges Ostblockland und mit fremder Währung!
Das war schon ganz spannend und hat zum versöhnlichen Ende der Tour beigetragen!
Warum Königsetappe? Nun, als erstes stand heute die Überquerung des Erzge-birges an, wo ich bis auf 1100 Höhenme-ter hinaufkraxeln durfte. Dann war ein weiteres Highlight die Grenzüberfahrt in die Tschechische Republik. Und zu guter letzt, wartete mit Karlsbad ein äusserst attraktiver Zielort auf mich.
Aber der Reihe nach. Zuerst ging es ca. 150 Meter bergab ins Tal nach Schwar-zenberg. Eine schöne Stadt, die ich lei-der am Tag zuvor nicht mehr besichtigen konnte. Jetzt ging es erst einmal auf der Hauptstrasse leicht bergan, auf 500 Hö-henmeter. In Raschau bog ich dann ab zum Oberbecken, einem Pumpspeicher-werk (Wikipedia).
Dieses Oberbecken liegt 840 Meter hoch und die kleine asphaltierte Strasse dort-hin, war sehr mühselig zu bewältigen. Ein kleines Stück war so steil, dass ich schieben musste (was ich bei der Fahrt auf den Großglockner nicht tun musste). Am Oberbecken startete dann der soge-nannte „Hundsmarterflügel“! Eine kleine asphaltierte Strasse, die leicht bis mässig ansteigend, über das Erzgebirge Rich-tung Oberwiesental führt. Das war ein tol-les Teilstück, aber es war sehr kalt. Die Temperatur lag wohl so um 5-7 Grad. Der Wind pfiff mir ganz schön um die Ohren und ich habe mir sogar Handschuhe angezogen.
Nach ca. einer halben Stunde, hatte ich die 1000 Höhenmeter erreicht. Die Aussicht war phantastisch, man konnte tierisch weit gucken. Und auch die Sicht zum Fichtelberg, dem höchsten Berg im Erzgebirge (deutsche Seite), war hervorragend.
Nun ging es noch ein Stück auf der Bun-desstrasse entlang, bevor das Grenz-schild von Tschechien auftauchte! Ein großer Moment für mich! Da haben sich doch die Strapazen gelohnt, dachte ich und war froh, dass ich nicht vorher in den Sack gehauen habe.
Im Grenzort Bozi Dar, habe ich dann Geld gewechselt und kurz Pause gemacht. Von hier aus waren es noch 25 km bis Karls-bad. Die meisten davon zum Glück berg-ab. Ich war überrascht, wie gut die Stras-sen in der Tschechei ausgebaut sind. Zu-mindest besser, als viele die ich in Ost-deutschland gesehen habe.
Kurz vor Kalsbad, bin ich sogar auf einem sehr gut ausgebauten Fahrradweg gefah-ren! Man höre und staune! Gegen 16:00 Uhr bin ich dann in der Pension Rainbow angekommen. Die Besitzerin konnte sehr gut deutsch und ich wurde fast schon fa-milär aufgenommen. Ich hatte noch nicht ausgepackt, da hatte mir die Dame schon ein Sightseeing-Programm zusammenge-stellt, was für drei Tage gereicht hätte. Leider hatte ich nur einen Abend und den nutzte ich natürlich, um die schöne Kur-stadt Karlsbad zu erkunden.
Die Stadt ist echt schön. Natürlich nicht mit Prag zu vergleichen, aber es hat schon seinen eigenen Reiz. Hier habe ich mich dann auch in eine gemütliche Pizze-ra gesetzt, und wie der Name schon sagt, eine Pizza gegessen. Anschliessend bin ich dann langsam wieder zurück Rich-tung Pension, die natürlich wieder auf ein-em Berg lag. Bei meiner nächsten Tour, muss ich das unbedingt bei der Planung berücksichtigen, grins. So, ab ins Bett und auf die nächste Etappe freuen!
6. Etappe: Beierfeld - Karlsbad (Königsetappe) = 56 km