Fahrradtour HB-Venedig 2017
06.06 - 27.06.17
Von der Weser bis ans Mittelmeer
Wie kam ich auf die Idee, mit dem Fahrrad
nach Venedig zu fahren? Nun, Fahrradtouren
habe ich ja schon viele gemacht. Dabei habe
ich stets versucht, mich zu steigern. Nachdem
mich meine bislang weitetste Tour nach Tob-
lach in die Dolomiten geführt hatte, wollte ich
jetzt bis ans Mittelmeer fahren. Zusätzlich
inspiriert wurde ich dadurch, dass meine Frau
mit ihrem Vater und Bruder bereits 1997 mit
dem Rad von Bremen nach Venedig gefahren
sind. Was meine Frau geschafft hat, wollte ich
natürlich auch unbedingt schaffen. Und als
Steigerung habe ich auf meiner Tour noch die
Fahrt über das 2509 Meter hohe Timmelsjoch
mit eingebaut.
Wie schon erwähnt, finden sich ausführliche
Etappenbeschreibungen in meinem Tagebuch-
Blog. Dennoch möchte euch in einer kleinen
Fotoshow die Highlights der Tour vorstellen. Im
ersten Teil zeige ich Fotos von Schaumburg bis
nach Günzburg, wo ich einen Tag Pause ge-
macht habe.
Ihr könnt die Bilder „schieben“ oder die
Pfeiltasten benutzen.
Wie oben schon beschrieben, hatte ich die
erste Etappe ja auf zwei Tage aufgeteilt und
bin einen Tag früher los gefahren. Die ersten
40 km waren dann quasi der Prolog.
Viel mehr hätte ich auch nicht geschafft bei
dem Sturm. Mit Boen der Stärke 7- 8 (natürlich
als Gegenwind von vorne), kam ich max. mit
14 km/h von der Stelle. Bei heftigen Boen wa-
ren es zum Teil nur noch 7 km/h. Ich war fix
und fertig, als ich nach 3:30 h Fahrzeit die Un-
terkunft in Engeln erreicht hatte.
Am nächsten Tag ging es dann weiter nach
Schaumburg, wo ich schon einmal Station bei
einer früheren Tour gemacht habe. Während
dieserEtappe war es immer noch sehr windig
und auch der Himmel öffnete häufig seine
Schleusen.
Eine große Herausforderung war kurz vor dem
Etappenziel der Schlussanstieg nach Schaum-
burg. Das war mit 200 Höhenmetern praktisch
der erste große Berg auf meiner Tour.
Die Unterkunft „Zum Schaumburger Ritter“,
liegt idylisch genau gegenüber der romanti-
schen Burg Schaumburg.
Hier ein paar Bilder von meiner 2. Etappe nach
Schaumburg:
In diesem Bericht, möchte ich euch meine
bislang größte Fahrradtour von Bremen nach
Venedig vorstellen. Ich möchte hier ein wenig
über die Planung und den Highlights der Tour
schreiben und natürlich auch einige Fotos
einfügen. Während meiner Tour habe ich auch
ein Online-Tagebuch geschrieben, wo ihr u.a.
ausführliche Berichte der einzelnen Etappen
nachlesen könnt.
Für mich bedeutet eine Fahrradtour nicht nur
von morgens bis abends auf dem Sattel zu sit-
zen, nein ich möchte auch neue Städte ken-
nenlernen und ein wenig „Sightseeing“ auf der
Tour machen. Das bedeutet, dass ich morgens
so früh wie möglich starte, damit ich nachmit-
tags noch genügend Zeit für einen Stadtbum-
mel habe.
Auf dieser Tour habe ich meine Etappen extra
etwas kürzer geplant, um noch mehr Zeit für
die Stadtbesichtigung zu haben. Da ich körper-
lich ganz gut drauf war und nach den ersten
Tagen auch das Wetter mitgespielt hatte, war
ich oft schon zwischen 14:00 und 15:00 Uhr am
Etappenziel. Das war auch für mich etwas über-
raschend, aber ich fand das so genau richtig.
Da meine Form vor der Tour noch nicht so
ansprechend war und auch das Wetter nicht
mitspielen wollte, habe ich mich kurzfristig zu
einer zusätzlichen Etappe entschlossen. Somit
habe ich die längste Etappe von 122 km auf
zwei Tage verteilt. Und da hatte ich wohl auch
den richtigen Riecher, denn am ersten Tag bin
ich aufgrund des starken Windes, kaum von
der Stelle gekommen.
Bis Reutte gibt es die Highlights noch mal in
Form einer kleinen Fotoshow. Ab da berichte
ich dann über einzelne Etappen etwas ausführ-
licher, da es ja jetzt in den Alpen auch etwas
spannender wird.
Die heutige Etappe war die erste schwere
Alpenetappe. Sie führte mich über den Fern-
pass (1212 Meter) von Reutte nach Imst.
Als ich die Tour geplant habe, konnte ich so
gar nichts positives über den Fernpass lesen.
Alle Erfahrungsberichte rieten mir davon ab.
Aber ein Umweg über Mittenwald hätte zuviel
Zeit gekostet. Also bin ich doch über den Fern-
pass gefahren. Es gibt dort zwar auch einen
alternativen Weg durch den Wald, aber der ist
mehr was für Mountainbiker. Also bin ich
über die Bundesstraße gefah-ren. Beachten
muss man hier, dass der Tun-nel vor Ehrwald
für Fahrradfahrer gesperrt ist. Radfahrer müs-
sen nach Ehrwald abbie-gen und um den Berg
herumfahren.
Auf jeden Fall wurde mir empfohlen am
Wochenende über den Pass zu fahren, weil
dann weniger Verkehr unterwegs ist. Aber von
wegen, bergauf war nur Stau und runter war
es auch brechend voll. Der Stau hat mich zwar
nicht gestört, aber bergab habe ich den gan-
zen Verkehr aufgehalten, weil die Straße nicht
breit genug war. Ab und zu habe ich auch mal
angehalten, damit die Autos vorbeifahren
konnten. Das war echt ätzend und ich war
verdammt froh, als ich im Tal angekommen
bin.
Also den Fernpass werde ich bestimmt nicht
noch einmal fahren, davon kann ich ebenfalls
nur abraten. Das einzig schöne war der Blick
auf die Zugspitze und dem Plansee. Direkte
Fotos von dem Pass gibt es von mir leider kei-
ne , weil ich durch den Verkehr völlig entnervt
war und mich total konzen-trieren musste.
Von der Raststätte aus habe ich aber einige
Fotos geschossen:
Heute wurde es noch mal ein Stück härter.
Von ca. 700 Meter in Imst, musste ich auf 1340
Meter Höhe durch das Ötztal nach Sölden. 47
km fast immer bergauf. Da ich mich in Sölden
mit meiner Frau Bianka treffen wollte, bin ich
schon um 7:15 Uhr losgera-delt, um rechtzeitig
da zu sein.
Die ersten 10 km waren auch noch ganz okay.
Aber das Stück von Roppen nach Sautens war
so steil, dass ich zum ersten mal mein Rad
schieben musste. Normalerweise versuche ich
das immer zu vermeiden, weil das gegen mei-
ne Ehre ist. Aber hier war echt Game over. Es
waren 18 % Steigung.
Aber das war heute auch schon die größte
Hürde. Von Sautens bis nach Sölden ging es
die letz-ten 30 km immer relativ human berg-
auf. Es gab zwar auch noch mal die ein oder
andere Rampe, aber alles machbar. Somit war
ich doch schon wieder um 12:00 Uhr am Etap-
penziel in Sölden, wo ich wieder einen Tag
Pause eingelegt habe.
Das schöne daran, hier traf ich meine Frau
Bianka, die hier zusammen mit ihrer Schwes-
ter ein paar Tage verbringen wollte und mich
dann anschliessend aus Venedig mit Auto und
Fahrradanhänger abgeholt hat. Da ich aber
viel zu früh dran war und Bianka noch ca. 4
Stunden unterwegs war, bin ich Seilbahnfah-
ren gegangen. Das war echt witzig. Mit der
Kurkarte kann man jede Seilbahn in Sölden
einmal pro Tag benutzen.
Das ist schon irgendwie verrückt. Morgens mit
dem Rad das Ötztal hoch und nachmittags mit
der Seilbahn auf 3000 Meter fahren.
In der Fotoshow gibt es davon auch Fotos zu
sehen.
Die letzte Etappe nach Venedig war praktisch
ein 60 km langes austrudeln nach Venedig.
Die Fahrt durch die Po-Ebene war wenig spek-
takulär. Viele Highlights gab es nicht zu sehen,
aber das sollte ja auch die Ankunft in Venedig
sein.
Nach 4 Stunden bin ich dann in Mestre ange-
kommen, das ist der Stadtteil von Venedig auf
dem Festland. Aber natürlich wollte ich rüber
in die Altstadt und ein Foto von mir und dem
Ortsschild Venedig haben.
Was nun begann, war die reinste Irrfahrt
durch Mestre. Ich konnte einfach nicht den
Fahrradweg nach Venedig finden. Über die
Autobahn zu fahren käme einem Selbstmord-
kommando gleich, weil die vielbefahrene
Strasse viel zu eng war. Nach zwei Stunden
vergeblicher Suche, habe ich dann aufgege-
ben und bin zum Hotel gefahren.
Da ich Bianka erst am Abend erwartete, bin
ich mal mit der Bahn nach Venedig rüber
gefahren. Im Zug hielt ich dann intensiv Aus-
schau nach dem Fahrradweg. Und tatsächlich
konnte ich ihn entdecken. Allerdings wurde
der Weg gerade neu gebaut, aber immerhin
wusste ich jetzt, wo ich ihn zu suchen hatte.
Also bin ich am nächsten Morgen noch mal
losgefahren und habe mein Fahrrad teilweise
über die Baustelle getragen.
UND DANN HATTE ICH ES GESCHAFFT!!!
Ich konnte endlich das so ersehnte Foto von
mir und dem Ortsschild schiessen. Yippie
Nun war es endlich so weit - heute war die
Königsetappe über das 2509 Meter hohe
Timmelsjoch dran. Einmal bin ich schon mit
dem Fahrrad dort hinaufgefahren, allerdings
ohne Gepäck. Daher wusste ich, wie anstren-
gend es werden würde. Das gemeine an der
Sache ist, dass es nicht stetig bergauf geht
sondern auch zwei Abfahrten dabei sind. Das
ist echt doof, weil man dann noch mal gut und
gerne 200 Höhenmeter hochkraxeln darf. Nun
ja, hilft ja nichts. Am Anfang komm ich nicht
so gut voran, irgendwie sind meine Beine
etwas schwer. Oder liegt es daran, dass ich
durch die vielen Getränke noch mehr Gewicht
transportieren muss? Ich weiß es nicht.
Nachdem ich den Ort Obergurgl erreicht ha-
be, beginnt der eigentliche Spass mit den
Serptentinen. Zum Glück geht es jetzt etwas
besser voran. Ich bin halt der geborene
Bergfahrer, grins.
Von jetzt an geht es mehrere Kehren bis zur
Mautstelle hinauf. Nach der Mautstelle kam
dann erst mal wieder eine kleine Abfahrt.
Danach ging es dann ein gutes Stück immer
schön ansteigend geradeaus durch ein Tal
weiter, bevor die Schlussserpentinen auf mich
warteten. Mittlerweile befand ich mich weit
über 2000 Meter Höhe und hatte die ersten
Schneefelder erreicht. Meine Kondition war
immer recht gut für einen Flachlandtiroler.
Und endlich sah ich dann die Raststation auf
dem Timmelsjoch. Damit waren die letzten
Höhenmeter nur noch reine Formsache. Und
nach 5 Stunden war es geschafft. Oben ange-
kommen, nur noch Freude pur. Nicht nur dass
ich den Pass erreicht hatte, nein damit hatte
ich auch automatisch Italien erreicht. Das ge-
schafft zu haben, ist einfach ein
unbeschreibliches Gefühl.
Nach einer kurzen Pause ging es dann weiter
auf die Abfahrt nach Meran. Es folgten 1800
Höhenmeter Abfahrt auf immerhin 47 km. Die
Abfahrt und die Aussicht waren grandios. Ich
bin sehr vorsichtig und relativ langsam bergab
gefahren, um bloß nichts zu riskieren.
Unten im Tal war es sehr heiss. Ich befand
mich ja nun auf der Südseite der Alpen und in
Meran waren es tatsächlich 38 Grad! Nach
dem einchecken im Hotel bin ich dann die
Altstadt erkunden gegangen und abends habe
ich mir eine schöne Pizza gegönnt.
Ein toller Tag, wo alles gepasst hat. Schönes
Wetter, gute Form und eine geile Königs-
etappe.
Fotoshow der Königsetappe:
Nachdem die spektakulären Alpenetappen
nun vorbei sind, folgen nun zwei Flussetappen
auf mich. Von Meran geht es immer die Etsch
entlang bis nach Trento. Das war für mich
schon recht langweilig, 92 km fast nur gerade-
aus. Es war zwar teilweise auch schön, aber je-
den Tag könnte ich so eine Etappe nicht
fahren.
Zielort der Etappe war Trento, eine sehr schö-
ne Stadt.
Am nächsten Tag dann die letzte Alpen-Etappe
nach Bassano Del Grappa durch das Suganer-
tal. Ich bin sehr früh gestartet, da es bereits
um 7:00 Uhr mit 25 Grad sehr warm war und
ich den letzten Anstieg mit 400 Höhenmetern
zu bewältigen hatte. Danach ging es bis Vene-
dig nur noch abwärts. Aber bis dahin waren es
ja noch zwei Tage.
Vorbei an dem Lago di Caldonazzo, ging es
dann immer entlang der Brenta durch das
Suganertal. Ein sehr schönes Tal, wo die Berge
erst relativ weit weg sind und dann immer
näher an die Brenta kommen. Die letzten km
war es fast so, als wenn man durch eine
Schlucht fahren würde.
Und dann waren sie plötzlich weg meine ge-
liebten Berge. Vor mir eröffnete sich die weite
Po-Ebene und die Stadt Bassano Del Grappa.
Bassano Del Grappa ist eine sehr schön Stadt,
wo es natürlich auch jede Menge Grappa zu
kaufen gibt. Leider wurde mein Altstadtbum-
mel durch ein Gewitter etwas verkürzt. Ich bin
dann zeitig in die Heia, um am nächsten Tag
die letzte Etappe nach Venedig anzugehen.
Hier folgt noch eine Fotoshow von den High-
lights der Etappen Meran nach Bassano:
Es war eine wunderschöne und abwechslungs-
reiche Fahrradtour. Von den ersten schlechten
(stürmischen) Tagen abgesehen, hat das Wet-
ter immer mitgespielt. In Italien war es mit bis
zu 38 Grad schon viel zu heiss. Dazu hatte ich
keine Pannen und auch keine Verletzungen
bzw. körperlichen Schwächen. Es war quasi die
perfekte Tour.
Neu war auf dieser Tour, dass ich zwei Tage
Pause eingelegt habe. Einmal in Günzburg um
das Legoland zu besuchen und in Sölden, wo
ich meine Frau Bianka getroffen habe. Aber es
hat mir sehr gut gefallen und ich werde es auf
der nächsten Tour sicherlich genauso machen.
Ob mich da allerdings wieder meine Frau aus
dem Zielort abholt? Ich fand es klasse. So kon-
nte ich auch noch einige Tage zusammen mit
meiner Frau geniessen.
Nur die Auswahl der Etappenziele hätte viel-
leicht etwas besser sein können. Von Fritzlar,
Gemünden und Kaufbeuren, war ich doch et-
was enttäuscht.
Die schönste Stadt in Deutschland war unan-
gefochten Dinkelsbühl. Auch Ochsenfurt hat
mir sehr gut gefallen. Und in Italien waren
Trento und Bassano Del Grappa die schönsten
Städte auf der Tour. Von Venedig muss ich ja
nicht sprechen, die Stadt ist für mich eine der
schönsten, die ich bislang gesehen habe.
Aber das alles war nichts im Vergleich mit der
Fahrt auf das Timmelsjoch. Das war das abso--
lute Hightlight auf der Tour und ich bin froh,
dass ich da so gut hinaufgekommen bin. Das
gibt mir den nötigen Antrieb, wieder auf so
große Tour zu gehen. Vielleicht fahre ich ja
doch noch mal auf das Stilfser Joch …
Nach einem Tag Aufenthalt in Venedig, sind,
wir wieder zurück nach Sölden gefahren, wo
Bianka den Anhänger und ihr Motorrad bei
der Unterkunft stehen lassen durfte.
Dabei sind wir praktisch die gleiche Strecke
gefahren, wie ich mit dem Fahrrad. Das war
schon irgendwie komisch, aber auch noch mal
schön zu sehen.
In Sölden haben wir dann noch mal einen Tag
Pause gemacht. Unsere Vermieter waren su-
per freundlich und haben uns das gleiche Zim-
mer wie auf der Hinfahrt freigehalten. Wir dur-
ften während unserer Abwesenheit sogar un-
sere Sachen im Appartement lassen. Im Juni
ist in Sölden absolute Nebensaison und die
Zimmer sind kaum ausgebucht.
Und dann am nächsten Tag ab nach Hus,
Richtung Bremen.
Ich hoffe, Euch hat mein zugegebenerweise
nicht so kleiner Bericht etwas gefallen.
Aber wie soll man so eine tolle Tour sonst
berschreiben?
Macht´s gut, und bis zum nächsten mal!
Euer Rainer
Wahnsinn, ich bin am Ziel
Für mich war das ein sehr ergreifender
Moment. So eine Leistung muss man erst
einmal schaffen. 1267 km über diverse
Berge und Pässe. Und das als Freizeitfahrer
aus dem flachen Bremen.
Hier gibt es noch einmal die letzten
Etappenfotos von Bassano nach Venedig: